Gourmets for Nature
Für ein neues Verständnis
zwischen Küche und Natur...
Auch Naturschutz geht durch den Magen! Diese vielleicht etwas ungewöhnlich
klingende Botschaft steht für ein neues Verständnis zwischen Küche und
Natur. Letztlich geht es dabei um die Frage, wie jeder einzelne durch
richtiges Kochen die Natur schützen kann. Kochen ist die wohl älteste Kultur
der Menschheit. Doch Kochen ist nicht nur Kultur - Kochen ist eine Kunst.
Kochen ist zugleich Vergnügen, Lust, manchmal Luxus, manchmal reine
Überlebensnotwendigkeit. Kochen kann Alltag sein oder ein Sonntagsereignis,
laienhaft sein oder professionell.
"Gourmets for Nature" ist eine
Kampagne für mehr Vielfalt in Küche und Landschaft. |
Die Eßkultur ist
in Gefahr
Den Hintergrund
für das vielfältige und ungewöhnliche Engagement der Spitzenköche Europas
bildet die Erkenntnis, daß europaweit kulinarische Traditionen in Gefahr
sind. Unsere Ernährung erfährt gegenwärtig einen grundlegenden Wandel wie
niemals zuvor in der Geschichte. Die Erfolge in den Forschungslabors haben
es ermöglicht, das Lebensmittel an sich zu verändern. Es kann einerseits
künstlich erzeugt werden, und es kann anderseits durch Genmanipulation, daß
heißt durch Eingriffe in das Erbgut bei Pflanzen und Tieren, Bedürfnissen
nach langer Transport- und Lagerzeit angepaßt werden.
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Was in
Mitteleuropa die Streuobstwiesen mit den hochstämmigen Apfel-, Birn-,
Zwetschgen- und Kirschbäumen sind, hat sein Pendant im Südwesten Spaniens
durch knorrige Stein- und Korkeichen in den weitläufigen Dehesas. Auf den
ersten Blick vermitteln die lichten Streuobstwiesen sowie die
Steineichenhaine und Korkeichenwälder ein ganz ähnliches landschaftliches
Bild. Und tatsächlich sind beide Naturräume durch den internationalen
Vogelzug miteinander vernetzt. Viele Streuobstwiesenbewohner wie
Gartenrotschwanz und Ringeltaube verbringen den Winter in der spanischen
Extremadura. Grauschnäpper und Rotkopfwürger verweilen auf ihrem Zug nach
Afrika einige Zeit in dieser größten Parklandschaft Europas. Und auch dort
geht Naturschutz durch den Magen.
Eine regionale, urig aussehende
Schweinerasse, das Cerdo iberico, wird in den Eichenhainen gehalten und mit
Eicheln gemästet. Das Ergebnis ist der exzellente Extremadura-Schinken, der
sehr begehrt ist und hohe Preise erzielt. Zum Glück für rund 60.000
Kraniche, die Jahr für Jahr in der Extremadura überwintern und sich
ebenfalls von den Eicheln der alten knorrigen Bäume ernähren. Dies ist ein
eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Langfrist-Ökonomie viele ökologische
Vorteile hat. Erhalten durch angepasste Nutzung - so wie in der Extremadura,
dafür setzen sich die Beteiligten der Aktion "Gourmets for Nature" ein.
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Zu den
interessantesten Trockenlebensräumen zählen die Wacholderheiden, Trocken-
und Halbtrockenrasen. Sie sind landschaftsprägend auf Schwäbischer Alb,
Frankenalb und Rhön. Diese Lebensräume sind ebenso wie die Trocken- und
Halbtrockenrasen längs des Neckars, der Kocher, der Tauber und des Mains
über Jahrhunderte hinweg durch extensive Schafbeweidung entstanden. Der
Charakter solcher Landschaften hängt direkt mit der ausgeglichenen Nutzung
durch den Menschen zusammen. Heimische Wanderschäferei ist heutzutage nicht
mehr gewinnbringend. Ursachen sind nicht nur Preisdumping durch billige
Importe aus weit entfernten Ländern wie Neuseeland, sondern auch der Griff
des Verbrauchers nach Synthetikfasern statt nach Schafwolle. Mit der
extensiven Schafbeweidung verschwindet aber auch die offene Heidelandschaft
und mit ihr ein Lebensraum für Küchenschelle, Heidelerche und Segelfalter.
Doch nicht nur
Liebe, sondern auch Naturschutz geht durch den Magen. Denn wer mitunter
Hammelkeule oder Lammbraten aus heimischer Schafhaltung auf den Tisch bringt
- gewürzt mit Wacholderbeeren und den aromatischen Kräutern der Trockenrasen
- trägt mit dazu bei, diese einmaligen Landschaftsräume zu schützen.
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